Was kann das Canon 100-400mm f/4.5-5.6L im Jahr 2021?

„Nobody Likes you when your Twentythree!“ – Singen zumindest Blink-182 in ihrem Alltime Hit Whats My Age Again. Und den 23. Geburtstag feiert dieses Jahr auch ein Objektiv in meiner Sammlung. Da ich das EF100-400mm f/4.5-5.6L IS USM Telezoomobjektiv noch keinem Review auf meinem Blog unterzogen habe, folgt diese nun passend zu seinem Geburtstag. Zwar ist die Linse noch keine 23 Jahre in meinem Besitz – ich habe sie vor einiger Zeit gebraucht erworben – aber dennoch möchte ich zeigen wie gut (oder schlecht) die High End Objektive von Canon altern. Und so habe ich das Objektiv einigen Tests unterzogen, um zu sehen wie alltagstauglich es nach wie vor ist.

Doch werfen wir zuerst einen Blick auf die technischen Daten:

Brennweite: 100mm – 400mm

Minimale Blende: f/4.5 (bei 100mm) – f/5,6 (bei 400mm)

Maximale Blende: f/38

Elemente: 17 Element in 14 Gruppen

Blendenlamellen: 8

Gewicht: 1360 Gramm

Abmessungen: 189mm x 92mm (mit Stativschelle)

Minimale Fokusdistanz: 1,8 m

Der Einsatzbereich des Telezooms ist einerseits in der Natur- und Wildlifefotografie, andererseits in der Sportfotografie. Beide Bereiche habe ich für meinen Review abgedeckt und hatte es sowohl bei einer Wanderung in der Natur, als auch bei einem Sportshooting am Kreischberg im Einsatz. In beiden Situationen ging ich bis ans Limit des Objektivs.

 

Naturfotografie

Der größte Vorteil dieses Objektivs liegt, auch wenn man es nicht glauben mag, in der geringen Größe und dem leichten Gewicht. Zumindest im Vergleich mit anderen Objektiven in diesem Brennweitenbereich. Denn sowohl das Canon 28-300mm als auch das Canon 100-400mm L II sind um einige hundert Gramm schwerer und eine Spur sperriger. So kann man die Linse gut und gerne auch einmal auf einer Wanderung in den Fotorucksack packen. So machte ich dies bei einer schnellen Sonnenuntergangswanderung auf unseren Hausberg, die Frauenalpe. Doch auch wenn der Aufstieg auf die Frauenalpe nicht der allerschwierigste ist (knapp 450 Hm) machte sich das zusätzliche Gewicht allemal im Rucksack bemerkbar.

Auch wenn ich bei Wanderungen gerne weitwinkelig fotografiere und ein Teleobjektiv eher für den Fall einer Wildlife Begegnung im Rucksack habe, versuchte ich mit dem Objektiv einige interesannte Details in der Landschaft einzufangen. Erst in der Postproduction der Fotos fiel mir auf, dass dies auch wirklich gut geklappt hat. Die Schärfe und das (durch die große Brennweite entstehende) Bokeh ließen ein schönes Freistellen von Motiven zu und brachten mir so Bilder in einem ungewohnten Look.

Sportfotografie

Das Objektiv performte ja allen Anschein nach am Tag schon sehr gut. Doch wie macht sich die Offenblende von 4.5 – 5.6, wenn das Licht einmal nicht so gut ist? Dies konnte ich am Kreischberg sehr gut herausfinden, als ich die Chance hatte die Snowboard Big Air Olympiasiegerin Anna Gasser und Clemens Millauer sowie das österreichische Freestyle Team beim Training zu fotografieren. Das in der Abenddämmerung beginnende Training zog sich bis in die späten Abendstunden, wo das Flutlicht der Big Air Anlage die einzige Lichtquelle war. Bedingungen, in denen fehlende Lichtstärke sofort schwer bestraft wird. So musste ich mit meinen ISO Werten schon wirklich nahe an die Grenze von 12.800 gehen, da auch eine Verschlusszeit von unter 1/800 kaum möglich war. Die sich schnell bewegenden Motive wären ansonsten einfach zu unscharf gewesen.

Der Autofokus funktionierte trotz der Dunkelheit und des Schneefalls sehr treffsicher. Lediglich ein paar Mal war ein leichter Fehlfokus zu erkennen, was mich aber natürlich sehr ärgerte. Die weltbesten Snowboarder hat man schließlich nicht jeden Tag vor der Linse. Ansonsten überzeugte mich die Qualität der Bilder sehr und der Einsatzbereich ist sehr vielfältig, wenn man eine Brennweite von 100 bis 400 Millimeter zur Verfügung hat. Etwas ungewohnt war für mich der Schiebezoom (im Englischen:  Push and Pull Zoom), wo das Zoomen nicht durch Drehen am Objektiv sondern durch Herausziehen und wieder Einschieben des Objektivs funktioniert. Diese Bauweise von Objektiven ist mittlerweile – nicht ganz zu unrecht – aus der Mode gekommen und wird heute nicht mehr verwendet. Einer der großen Nachteile dieser Bausweise ist, dass das Objekitv in eingefahrenem Zustand mittels Drehung fixiert werden muss. Leider ist dieser Mechanismus (ähnlich wie Bremsklötze am Auto) irgendwann verschlissen und lässt sich nur noch mit sehr viel Kraft betätigen. Hat man das Objektiv also um den Hals hängen, passiert es allzuoft, dass die Linse auf die volle Länge ausfärt. Dies ist zwar ein Minuspunkt aus heutiger Sicht gesehen, stört mich persönlich aber weniger. Besonders um viele Aspekte des Abends einzufangen funktionierte das Objektiv sehr gut und dank Stavivschelle und Einbeinstativ sowie Bilstabilisator lassen sich von weniger schnell bewegten Motiven auch Fotos mit niedrigerer Verschlusszeit und ISO machen. Ohne Einbeinstativ ist das Fotografieren bei 400mm dann allerdings schon eine Challenge und bedarf einer ruhigen Hand.

Fazit

Auch wenn einige Features, wie zum Beispiel der Schiebezoom, in die Jahre gekommen sind und im Jahr 2014  mit der 2. Version des 100- 400mmein Nachfolger auf den Markt kam, ist das EF100-400mm f/4.5-5.6L IS USM ein gutes Supertele, das exzellente Ergebnisse liefern kann. Zwar muss man im Handling und der Lichtstärke Abstriche machen, doch wenn man dies ausklammert, kann man gebraucht ein gutes Schnäppchen schlagen. Ich werde das Objektiv auf jeden Fall noch weiter für Sport- und Wildlifefotografie nutzen.

+ Schärfe
+ Kontrast
+ Zoombereich
 
– Autofokus bei schwierigem Licht
– Schiebezoom

 

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