Retro-Objektiv Review: Super Marexar 35mm f2.8

„Das ist wohl das schlechteste Objektiv, das ich jemals an meiner Kamera hatte“. Johanna wusste nichts mit meiner Aussage anzufangen. Sie hatte sich auch verständlicherweise noch nie Gedanken über die Auswirkungen eines Objektivs auf das Portrait gemacht und war es einfach gewohnt von mir immer tolle Fotos zu bekommen. Ob die Fotos von diesem Shooting toll werden, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und war auch mehr als skeptisch. Das Super Marexar 35mm f2.8 Objektiv war einfach eine miserable Linse. Warum? Das erkläre ich gleich nach den technischen Daten.

Brennweite: 35 mm
Minimale Blende: f2.8
Maximale Blende: f16
Blendenlamellen: 5
Objektivanschluss: M42
Filterdurchmesser: 47mm
Minimale Fokusdistanz: 100cm
Gewicht: 150 Gramm
Anschluss: M42 (für diesen Review adaptiert auf Canon EF)

Ich musste einiges an Recherche betreiben, um zumindest ein paar Grundlegende Informationen über Marexar Objektive im Allgemeinen herauszufinden. Generell handelt es sich bei Marexar Objektiven um re-gebrandetete „No name“ Objektive. Viel mehr ließ sich über die Herkunft dann schon nicht herausfinden. Lediglich die Info, dass Marexar Objektive sich immer am unteren Ende der Preisskala befanden und als von minderer Qualität galten, war noch eine mehr oder minder wertvolle Information für mich und bestätigte meinen ersten Eindruck. Ich hatte also ein no-name Objektiv mit minderwertiger Qualität und jede Menge Nachteilen, die ich feststellte.

Es war quasi unmöglich Tiefenunschärfe aus dem Objektiv zu holen und so ein angenehmes Bokeh zu erzeugen. Die Naheinstellgrenze von einem Meter ist viel zu viel für ein 35mm Objektiv. Zum Vergleich, andere Vintage-Objektive die ich getestet habe, haben eine Naheinstellgrenze von 30 – 50 cm. Die Möglichkeit Close-Ups zu erstellen fiel bei diesem Objektiv also auch weg. Die einzige Möglichkeit etwas Unschärfe in das Bild zu bekommen war also der Vordergrund. So ließ ich Johanna im Sitzen posieren und positionierte mich so, dass ihre Beine im Vordergrund für die nötige Tiefe im Bild sorgten.

Zumindest die Schärfe des Objektivs und das Fokussieren war zufriedenstellend – allerdings auch nur mit dem Licht und nicht im Gegenlicht. Durch die 5 Blendenlamellen war bei Blende 16 auch auch nicht wirklich die Möglichkeit eines schönen Blendensterns vorhanden. Die zahlreichen Artefakte bei Offenblende und Gegenlicht hatten zumindest künstlerischen Charakter, was ebenfalls an den nur 5 Blendenlamellen lag (hier merkte man wieder die billige Bauweise der Linse). Schlussendlich schaffte ich es vor allem mit Hilfe des Post-Processings und einem Vintage Bildlook noch einige hier herzeigbare Fotos zu produzieren. Um den Vergleich zu sehen, machte ich an diesem Tag auch ein paar Fotos mit meinen Standardobjektiven (Tamron 70-200, Sigma ART 50mm), die alle top wurden. Das Sprichwort „Der Fotograf macht das Foto“ mag zwar immer noch stimmen, doch kann man hier ganz gut erkennen, dass das falsche Equipment sehr wohl auch einen großen Einfluss hat.

Fazit:
Nicht immer habe ich Spaß mit Vintage Objektiven. Denn das Super Marexar 35mm zu testen war eher ein Krampf. Auch wenn ich vielleicht einiges durch den Bildlook retten konnte, war ich wirklich enttäuscht von diesem Objektiv, da ich so garkeine Vorteile oder Besonderheiten entdecken konnte. Während es sich bei vielen alten Objektiven wegen einem speziellen Bildlook oder einfach dem Spaß an der Haptik auszahlt es in der Sammlung zu haben, kann ich dies beim Super Marexar nicht behaupten. Auch für den Einstieg in die Fotografie mit alten Objektiven ist es nicht geeignet, da es eher eine abschreckende Wirkung für Neueinsteiger*innen haben kann.

+ Die 5 Blendenlammelen machen einen besonderen Lensflare

– Geringe Schärfe
– Schwacher Kontrast
– Große Naheinstellgrenze
– Wenig bis kein Bokeh

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