Mit knapp drei Stunden Schlaf aus der vergangenen Nacht startete ich von Bratislava gemeinsam mit meinem Stiefvater in Richtung Eilat, bzw. Ovda. Der kleine Wüstenflughafen in der Nähe der Roten Meeres ist momentan Zieldestination für die Billigfluglinien Ryanair und Wizzair. Aus diesem Grund hatte ich auch ein billiges Ticket ergattert. Das Problem an der Sache: Die Transportmöglichkeiten in die nächste große Stadt (Eilat) sind begrenzt. Entweder man erwischt einen Platz in der Buslinie 282 (die aber tendenziell überfüllt ist) oder man muss für ein Taxi knapp 60€ berappen (was mir leider auf der Abreise passierte). Abgesehen vom Nadelöhr der An- und Abreise (be there early) gab es zum Glück keine Probleme mit der Fortbewegung in Israel.
So startete der eigentliche Roadtrip von Eilat und begann mit einer Fahrt durch das Jordantal in Richtung Totes Meer. 200 Kilometer durch karge Wüstenlandschaft bei einbrechnder Dunkelheit war eine perfekte Einstimmung auf die kommenden Tage in einer unwirklichen Landschaft. Als schließlich vollkommene Dunkelheit herrschte, begab ich mich noch zum Toten Meer, um vor Mondaufgang ein paar beeindruckende Langzeitbelichtungen des Sternenhimmels in Blickrichtung Jordanien zu machen.
Zum Glück sind die Nächte im Dezember lang und so bekam ich noch ausreichend Schlaf bevor ich mich, um 5:30 wieder aufmachte um den Sonnenaufgang zu fotografieren. In der Morgendämmerung durchstreifte ich das trockene Land, um einen perfekten Platz am Wasser mit Blickrichtung Osten ausfindig zu machen. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Dennoch hatte ich einige Langzeitbelichtungen mit ND1000 Filter im Kasten, bevor die Sonne hinter dem Gebirgszug zum Vorschein kam. Danach machte ich noch einige Shots mit meinem 70-200 mm Tele, um die Berge mehr in das Zentrum des Bildes zu rücken.
Die Reise an diesem Tag führte uns zum tiefsten Punkt und der tiefsten Wetterstation der Erde. Das Wasser am Toten Meer fühlt sich übrigens durch den hohen Salzgehalt nicht nur vollkommen anders an, auch der Klang ist ein völlig anderer (ich musste selbst einige Steine werfen, um mich von dem ungewohnten Platschgeräusch zu überzeugen).
Der weitere Weg führte durch das Westjordanland weiter nach Jerusalem. Dank den Aktionen eines politisch wichtigen Mannes mit oranger Haut war die Lage in der Stadt seit Tagen angespannt. Grund genug, um sich sofort auf den Weg zum Damaskus Gate zu machen und die Situation zu begutachten. Tatsächlich waren Polizei, Medien und Militär omnipresent und auch kleinere Reiberen blieben aus. Nichts von dem großen Crash, auf den duzende Pressefotografen anscheinend warteten.
Auch ich machte mich wieder auf den Weg zu normalem Sightseeing. In der Jerusalemer Altstadt stand die Grabkirche Jesus für mich im Vordergrund. Abgesehen von zahlreichen sakralen Orten, wie der Stein, auf dem der Leichnam Jesus gesalbt wurde, war vor allem die monumentale Innenarchitektur der Kirche Ziel meiner Fotoaufnahmen. Bei hereinbrechendem Sabbat stellen in Jerusalem die Straßenbahnen ihren Betrieb ein und auch das sonstige öffentliche Leben kommt beinahe zum erliegen. So war ein Fußmarsch zur Unterkunft angesagt, was im Abendlicht aber noch einige Fotomotive zum Vorschein brachte.
Auch der dritte Tag begann noch in der stockdunklen Nacht, da ich bereits zu Sonnenaufgang in Tel Aviv sein wollte. Dies war dank der beinahe verkehrsfreien Straßen am Sabbat auch kein Problem und so genoss ich den Sonnenaufgang bei doch recht frischen Temperaturen am Ha-Banin Garden. Nach einem kurzen Fotowalk am Strand von Tel Aviv und einem schnellen Frühstück an einem der wenigen am Sabbat geöffneten Cafés ging es auch schon weiter in Richtung Mizpe Ramon – eine Fahrt von ca. zwei Stunden durch sich von grün zu braun verändernder Landschaft.
Die Aussicht von Mizpe Ramon auf die verschiedensten Muster und Formen war eines der Highlights auf diesem Roadtrip. Besonders der Sheep Mountain gab einen tollen Überblick über die seit Millionen Jahren errodierten Landschaftskrater. Und auch die Aussichtsplattform, bevor sich die Straße über zahlreiche Serpentinen wieder ins Tal schlängelt, lädt zu einer Pause mit Aussicht ein.
Der letzte Tag des Roadtrips endete wieder in Eilat, wo man bei Sonnenuntergang noch gemütlich ein Getränk genießen konnte. Der Southern Beach ist hierbei der ruhigere, während am stärker frequentierten Northern Beach die Aussicht auf die untergehende Sonne um einiges besser ist.
Am 4. Tag der Reise stand nur noch der Heimflug auf dem Programm, der sich aufgrund der strengen israelischen Sicherheitskontrollen äußerst langwierig gestaltete. Dank der gesammelten Impressionen in dem vergangenen Tagen konnte mich auch die angespannte Situation nicht wirklich aus der inneren Ruhe bringen.