Campingurlaube sind 2020 endgültig im Mainstream angekommen. Zwar hatte ich die Camper Conversion meines Renault Kangoos schon lange geplant, aber dennoch spielte mir die erschwerte Reisefreiheit gut in die Hände. Und so führte mich meine geplante einwöchige Auszeit mit dem Van in die Schweiz und Retour.
„Na wenns schon am Weg liegt.“…
Die Reise von der Steiermark in die Schweiz ist auf gut österreichisch „a breiter Weg“, weshalb die erste Etappe meine Reisebegleitung (meine Freundin Claudia) und mich bis nach Liechtenstein führte, wo eine Übernachtung am Gänglesee bei Steg anstand. Das spätabendliche und frühmorgendliche Alpenpanorama bot auch den perfekten Einstand und die Gelegenheit den Alltag zu vergessen und etwas abzuschalten.
Um ein bisschen das Slow Life zu genießen beschlossen wir in der Schweiz auf die ohnehin unnötig teuren Autobahnen zu verzichten und lediglich über Landstraßen unsere Ziele anzufahren. Dies brachte auch die Chance einige Fotospots zu entdecken, die vielen Reisenden wohl entgehen …
Im höchsten Dorf Europas
Ein absolutes Hightlight ertwartete uns am Weg nach Juf, das mit 2.126 Meter Seehöhe höchstgelegene ganzjährig bewohnte Dorf Europas. Auch wenn die Siedlung nur aus einigen Häusern besteht, ist ein Besuch dennoch ein Highlight. Alleine die Anfahrt führt ca. 25 Kilometer ab Andeer in einen Graben, dessen Straße schlussendlich in einer Sackgasse mit Wendemöglichkeit in Juf endet. Ein paar hundert Meter vor dem Ort gab es eine perfekte Übernachtungsmöglichkeit für den Camper, der eine unbezahlbare Aussicht auf das Tal bot. So konnten wir bei einsetzender Abenddämmerung nicht nur den Blick auf eine wunderschöne Naturlandschaft genießen, sondern auch die recht wenig scheuen Murmeltiere in nur wenigen Metern Entfernung beobachten.
Der Nächste Tag brach noch weit vor Sonnenaufgang an, denn eine Wanderung zun den auf knapp 2.800 m gelegenen Flueseen stand auf dem Programm. Der knapp zwei Stunden dauernde Aufstieg führte über den Stallerberg und bot bei wolkenlosem Himmel eine perfekte Morgenidylle und Aussicht auf die umliegenden 3000er. Bei blauem Himmel und praller Sonne war die Temperatur auch in diesen Höhen fast zu warm, um noch angenehm zu sein.
Eine Übernachtung bei -1 Grad
Doch der Rest des Tages brachte nicht nur angenehme Temperaturen und blauen Himmel. Die Autofahrt führte über einige Passstraßen mit gewaltiger Aussicht auf den 2.429 Meter hohen Furkapass. Auch wenn die Bewölkung eigentlich nicht wirklich stark war, so hing dennoch eine Wolkenschicht direkt am Furkapass fest, was immer wieder starken Wind und Nieselregen bedeutete. So brachte der Abend keinen schönen Sonneuntergang, sondern lediglich ein paar Partien Autoquartett im Inneren des Campers.
Umso besser war dann aber der Tagesanbruch am nächsten Morgen, den ich nutzte, um Portraitfotos und Langzeitbelichtungen am Hotel Belvedere, das einige Kehren unter dem Pass liegt, zu machen. Die Fotolocation war einfach zu perfekt, um hier nicht halt zu machen.
Der restliche Tag brachte ein fototechnisches Auf und Ab. Während der Grimmelsee in den Morgenstunden eigentlich zum länger Verweilen eingeladen hätte, war der kurze Abstecher in das viel zu touristische Grimmelwald eher ein Schuss in den Ofen. Auch wenn der majästetische Anblick von Mönch, Eiger und Jungfrau ein gewaltiger ist, wurde er doch von den Touristenmassen etwas getrübt.
Auf den Spuren des Quöllfrisch
Aus den Hochalpinen Regionen der Schweiz führte uns der Weg schließlich wieder in Gebiete, die von sanfteren Erhebungen (dennoch einiges über 2.000m) geprägt waren. Eine Nacht auf der Anhöhe Sattelegg bot einen perfekten frühmorgendlichen Blick auf ein idyllisches Bergpanorama mitsamt Sonnenaufgang. Der angebrochene Tag sollte der letzte in der Schweiz werden, bevor es über Tirol und Salzburg wieder nach Hause ging. Doch dieser sollte noch ordentlich genutzt werden. So ging es in die Kleinstadt Appenzell, die abgesehen von einer wunderschönen Innenstadt auch das kleine Brauereimuseum der Appenzeller Brauerei – Heimat meines schweizer Lieblingsbiers Quöllfrisch – zu bieten hat.
Nur wenige Autominuten entfernt lag schlussendlich auch der Ausgangspunkt der letzten Wanderung der Reise. Durch den Wald und vorbei an ein paar Almhütten ging es in knapp 45 Minuten Aufstieg zum Seealpsee, einem Fotospot, der seinesgleichen sucht. Denn hier findet sich jedes Klischee einer Schweizer Landschaft wieder. Berge, Almwiesen, Kühe, Berghütten, Ziegen und so weiter – ein Fotomotiv nicht nur für mich, sondern auch für gefühlt eine Million anderer Touristen. So machten wir uns nach einer Runde um den See relativ rasch wieder auf den Rückweg zum Camper, womit das Kapitel Schweiz auch rund zwei Stunden später mit dem Grenzübertritt nach Vorarlberg für dieses Jahr geschlossen wurde.