Objektiv Test: Yongnuo 100mm f2

In Sachen günstige Aufsteckblitze hat sich die chinesische Firma Yongnuo längst einen Namen gemacht und jede Menge Fotografen nutzen den Preisvorteil gegenüber den teureren Markenblitzen. Nun ist es der Job des Blitzes, das Licht zu verbessern – Eine Aufgabe in der man sicher nicht auf High End Geräte angewiesen ist. Denn außer Der Lichtfarbe und der Nachladezeit gibt es kaum Unterschiede in der Wirkung. Bei einem Objektiv kommen da schon ganz andere Faktoren zum tragen: Schärfe, Kontrast, Autofokus, Farbwiedergabe um nur ein paar davon zu nennen. Wie schneidet also ein Billigvariante einer Prime Linse ab? Ich habe es getestet und mir das Yongnuo 100 mm f2 (eine beinahe exakte Kopie des Canon 100mm f2) genauer angesehen…

Der riesengroße Anreiz das Objektiv zu kaufen liegt auf jeden Fall im Preis. während man im Moment für das Canon Original über 400€ hinlegt, bekommt man den Yongnuo Nachbau schon um unter 200€. Die beiden Teile unterscheiden sich Optisch nur äußerst gering, im Inneren aber doch in einigen Komponenten. So hat das Canon einen Ultrasonic Autofokus während das Yongnuo einen herkömmlichen (langsameren und lauteren) AF Motor besitzt. Eines der wenigen Details das wirklich heraus sticht. Ich konnte mein Testobjekt gebraucht für rund 100€ erwerben, was dann schon nur noch einem Viertel des Canon Neupreises entspricht. Ein gutes Angebot für eine Brennweite mit der ich eigentlich selten fotografiere.

Um die Praxistauglichkeit des Objektivs wirklich beurteilen zu können, musste ich es unter Realbedingungen testen. Laborwerte sagen einfach zu wenig über eine Linse aus. Da 100mm eine Klassische Portraitlinse ist, habe ich das ganze beim Fotoshooting mit Lucia getestet, wo ich nebenbei auch immer wieder mein 70-200mm Portraitobjektiv auf der Cam hatte um einen subjektiven Vergleichswert zu bekommen.

Beginnen wir mit dem negativen: Der langsame Autofokus ist so eine Sache. Hier liegt definitiv die Schwachstelle des Objektivs, den sowohl die nicht ausreichende Geschwindigkeit als auch die fehlende Treffsicherheit kosteten mich am Beginn des Shootings einige Nerven. Zugeben war auch die Lichtsituation in der Shootinglocation alles andere als einfach, doch so eine Ungenauigkeit kann selbst dies nicht erklären. So stieg ich auf den Live View Autofokus um, der hier um ein Vielfaches zuverlässiger war. Auch die Bildschärfe kam mir bei Offenblende auf den ersten Blick ein bisschen weich vor, was sich bei genauerer Betrachtung am Computer aber als nicht allzuschlimm herausstellte. Hier hatte ich auf jeden Fall schon schlimmere Linsen an meiner Kamera. Abgeblendet auf f3.5 war auch die Schärfe vollkommen in Ordnung.

Positiv sticht auf jeden Fall das Bokeh heraus, was bei Close+Ups und Semi-Close-Ups seine ganze Wirkung entfaltet. In diesem Bereich der Portraitfotografie, den ich besonders nutze, liegt die ganze Stärke des Objektivs. Und so konnte ich hier auch einige wirklich gute Shots aus der Linse zaubern. Auch die Offenblende von f2.0 half in der doch eher lichtarmen Location sehr viel mit. Besonders für Shots bei schlechtem Licht ist das Yongnuo Objektiv dann doch auch sehr gut verwendbar. Ebenfalls positiv sticht das leichte Gewicht von 474 Gramm heraus. Dies macht das Objektiv zu einer absoluten Alternative auf Reisen. Gerade hier ist mir das schwere 70-200mm Objektiv zu viel zum schleppen, da es mehr als das dreifache Gewicht auf die Waage bringt. Mit dem 100mm hat man so ein Teleobjektiv, das noch dazu lichtstark und leicht ist. Auf meiner nächste. Reise werde ich auf jeden Fall den Versuch starten, das Yongnuo statt dem 70-200 einzupacken.

FAZIT: Auch wenn das Objektiv nicht das allerzuverläsigste ist (Beispielsweise würde ich niemals eine Hochzeit, bei der jeder Shot sitzen muss mit dieser Linse schießen), so hat es auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung. Besonders für Portraitfotografie, wenn es auch nicht so tragisch ist, dass einige Schüsse in den Müll wandern, kann das Objektiv jede Menge gute Bilder zaubern. Ich werde dem Objektiv auf meiner nächsten Reise eine Chance geben und den Vorteil des geringen Gewichts ganz ausnutzen.

+ Geringes Gewicht

+ Lichtstark

+ Geringe Anschaffungskosten

– Autofokus langsam und ungenau

– Schärfe und Kontrastverlust bei Offenblende

 

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