Retro-Objektiv Review: Helios-44 M

Mit dem Einbruch des Winters stieg auch endlich die Motivation das dritte Exemplar aus meiner Helios-44 Sammlung einem Review zu unterziehen. Da das Bokeh des so bekannten Objektivs vor allem im Sommer bei Naturportraits mit voller Belaubung im Hintergrund zur Geltung kommt (siehe hier), war ich darauf gespannt, welchen Stil ich mit dieser Version der Linse ich im Winter umsetzen konnte. Vor der Kamera hatte ich an diesem Tag Natalie, die sich freute mir bei diesem Test helfen zu können.

Doch beginnen wir mit den Spezifikationen der guten Linse:

Brennweite: 58mm
Minimale Blende: f2.0
Maximale Blende: f16
Blendenlamellen: 6
Elemente: 6 Elemente in 4 Gruppen
Objektivanschluss: M42
Filterdurchmesser: 52mm
Minimale Fokusdistanz: 55cm
Gewicht: 300 Gramm
Anschluss: M42 (für diesen Review adaptiert auf Canon EF)

 

Bei vorweihnachtlichen Minusgraden und Neuschnee war ich schon zu Beginn froh, dass Natalie Tee und Kekse zum Shooting mitgebracht hat. Durch den Tee aufgewärmt konnte ich das aufkommende Winterfeeling direkt nutzen und versuchen mein Feeling auch in den Bildern umzusetzen. Da ich bereits einige Erfahrung mit dem Handling der Helios Objektive hatte, fiel die Eigewöhnung weg und ich konnte direkt mit herzeigbaren Shots starten. Zugegeben trug auch die perfekte Winterlandschaft ihren teil dazu bei Natalie gut auszuleuchten.

 

Etwas schwieriger wurde es beim Fokussieren gegen das im Dezember generell tief stehende Licht. Hier war schon etwas Fingerspitzengefühl und der Zoom im Live-View notwendig, um wirklich den perfekten Fokuspunkt zu erwischen. Natürlich hatte man beim Shooten ins Gegenlicht einen gewissen Kontrastverlust und auch teilweise sehr extreme Artefakte, doch genau diese Nachteile versuchte ich als bewusstes Stilmittel einzusetzen, was mit dem Helios-44 M auch auf Anhieb super gelang. Trotz der Flares und des mangelnden Kontrasts blieb noch immer genügend Bildschärfe, um ein herzeigbares Resultat zu bekommen.

 

Von dem viel gepriesenen „Swirly Bokeh“, wofür das Helios-44 bekannt ist, konnte man im Winter auch nur Ansätze bemerken. Die unterschiedliche Belaubung der Bäume erzeugte einfach ein zu unruhiges Bokeh, um den Effekt wirklich wahrnehmbar zu machen. Zusätzlich war an diesem Tag auch die Location nicht ideal für den Effekt, da der Hintergrund einfach zu weit vom Model entfernt war und sich das Bokeh dadurch nicht so ausprägen konnte (die perfekte Abstand zwischen Model und Hintergrund wären 10-30 Meter gewesen, hier waren es über 100 Meter). Dennoch hatte der Bildlook instant etwas faszinierendes an sich und hinterließ bei mir einen positiven Eindruck. Hierbei geht aber auch ein großer Respekt an Natalie, die ein perfektes Händchen in der Outfitwahl hatte, sich von den Farben perfekt in die Landschaft einpasste und so nicht nur durch ihre Ausstrahlung vor der Kamera maßgeblichen Anteil am Ergebnis hatte.

Fazit: Von allen Helios-44 Objektiven, die ich bis jetzt in Besitz hatte, war dieses vielleicht beste. Auch wenn es mit Baujahr 1978 knapp 14 Jahre älter ist als mein neustes Modell in der Sammlung, gefiel mir die Haptik dieses Exemplars etwas besser. Die Fotos waren auf Anhieb qualitativ hochwertig, was das Objektiv zu einer Option an guten Fototagen macht. Da man sehr mit dem Bildlook durch das einfallende Licht variieren kann, ist das Helios-44 M sicher auch ein nettes Spielzeug für Streetfotografie.

+ Gute Haptik für ein Objektiv dieses Alters
+ Preis/Leistung
+ Kontrast und Schärfe
+ Robuste Verarbeitung

– Extreme Flares und Kontrastverlust bei Gegenlicht

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