Wels war bisher ein weißer Fleck auf meiner Konzertlandkarte. Warum sollte man als gigverwöhnter Wannabe-Wiener auch über den Tellerrand hinaussehen, wo doch jede Band früher oder später in der Bundeshauptstadt Halt macht? Das Sbäm Fest in Wels belehrte mich schnell eines Besseren! Denn ein solch vollgepacktes Line-up in nur zwei Tagen unterzubringen, bedarf einer richtigen Meisterleistung. Ich fotografierte am Festival für das Volume Magazin und natürlich auch für den tricky.pics Blog.
Day 1:
Doch beginnen wir am Anfang. Freitag 4.Mai: gemeinsam mit Volume Magazin Redakteurin Amy und Travelbuddy TJ machte ich mich von Wien aus auf den Weg in Richtung Alter Schlachthof Wels. Zum Glück lag unsere Airbnb Unterkunft sehr nahe an der Konzertlocation, weshalb wir nicht viel vom früh startenden Programm verpassten. Bereits der erste Act des Abends war ein absoluter Showstealer: Joe McMahon & the Dockeneers überzeugten durch stimmliche Kraft und läuteten das Wochenende gebührend ein!
Es folgte danach gleich das nächste absolute Highlight. Österreichs Punk-Export Nummer 1 – ASTPAI – zeigten, dass sie nicht unverdient eine feste Größe in der internationalen Punk Szene sind und beinahe jedes Jahr Shows in Übersee spielen. Mit dabei auch die vorab Single „Best Years“ vom neuen Album „True Capacity“.
Es wurde aber nicht weniger still im Line-Up, denn die kalifornischen Pop-Punk Combo The Bombpops zeigten, wie viel Power auch in etwas popigeren Songs stecken kann. Wer die Band rund um Frontfrau Jen nicht kennt, dem kann ich nur das Video zu „California“ ans Herz legen. 45 Minuten voller Hits schickten mich glücklich in eine kurze Line-Up Pause, auch weil ich mit Joe McMahon ein Fotoshooting arrangiert hatte. So betrachtete ich von No Trigger nur die ersten 2 Songs, auch wenn diese sehr stark Lust auf mehr gemacht hätten.
Danach folgte bereits mein persönliches Highlight des Abends, bzw. des Festivals: Iron Chic. Eine Band, die ich schon ca. 5-6 Mal auf Festivals sehen hätte können, aber mich einfach nicht dafür interessiert habe. Shame on me! Wie falsch konnte ich nur liegen, denn der stimmlastige Punkrock ist bereits auf CD mehr als hörbar, kommt aber live erst richtig zur Geltung. Beim Intro zu „Every Town has an Elm Street“ wurde komplett auf Instrumente verzichtet, um richtiges Gänsehautfeeling zu erzeugen, was ihnen auch gelang. Ich war froh meine Kamera nach den ersten Songs gut verstaut zu haben, denn nach dem Konzert war ich nur noch eine Mischung aus Schweiß und Bier. Der Alte Schlachthof kochte wirklich! Vom darauf folgenden Headliner Propagandhi erreichte ich wiederum nur noch die ersten Songs, denn meine Power war mehr als erschöpft.
Day 2:
Um nicht zu sehr ins Genre der Musikkritik abzuweichen, möchte ich zu Beginn etwas über mein verwendetes Equipment an den 2 Festivaltagen berichten. Während ich die ersten Acts, sowie das Fotoshooting mit Joe McMahon noch mit meinem 70-200mm f2.8 Objektiv machte, wechselte ich später auf die 50mm f1.4 Festbrennweite. Die 70-200 mm Linse war für den mit viel Bühnenlicht ausgestatteten Alten Schlachthof zwar die geeignetere Linse, machte sich über den Tag doch deutlich im Gewicht bemerkbar. Aus diesem Grund fotografierte ich ca. 2/3 des Festivals mit dem 50mm Objektiv, das aber ähnlich gute Ergebnisse liefert, wenngleich der fehlende Bildstabilisator schon immer wieder einen Unterschied macht.
Der zweite Tag begann für mich mit den australischen Partymaschinen The Bennies. „One Part Party, One Part Maschine – One Part Party, I’m the Party Machine“ – der erste Ohrwurm für diesen Tag war geboren! Ein gelungener Einstand für den zweiten Festivaltag – und auch ein passendes Motto. Die skalastigen Töne der Bennies wurden gefolgt von eher straight forwarden Punk von Templeton Pek und hardecorelastigen Riffs von Darko, die das Publikum absolut mitreißen konnten.
Die US Punkrocker von Get Dead waren auch da. Waren gut. Für den Rest bitte Amy fragen.
Etwas ungewohnt im Line-Up waren die Simmeringer Bierpunker von Turbobier. Die in Österreich derzeit wohl bekannteste (Pop-)Punkband glänzte wie immer durch eine kreative Bühnenshow und Ohrwurmhits. Aufgrund des großteils auch internationalen Publikums (ich traf Leute aus Finnland, den USA, Deutschland und der Schweiz) sprang der Funke an diesem Tag aber nur zum Teil auf das Publikum über. Wiener Humor muss man eben mögen.
Mein persönlicher Headliner des Tages (und auch des Festivals) waren die Schweden von No Fun At All. Skatepunk der 1990er Jahre, den ich Seit Jahren feiere, aber aufgrund einer Bandpause noch nie live erleben durfte. Auch wenn man optisch sieht, dass die Combo – abgesehen von den zwei neuen Bandmitgliedern – etwas in die Jahre gekommen sind, der Sound und die Bühnenenergie stand den anderen Bands an diesem Tag in nichts nach. Ganz im Gegenteil: Klassiker wie „Out of Bounds“ und „Master Celebrator“ waren die stimmungsgeladensten Songs des Abends.
Auf die darauf folgenden Donots sowie Latenight Special Karaoke Bash musste ich leider verzichten, da ich mich bereits auf den Heimweg machte. Nicht unerwähnt muss ich aber lassen, dass die Jungs von Karaoke Bash mich äußerst gut an ihrem Merch Table unterhalten haben und ich hoffentlich Mal einen Song mit ihnen performen kann.
Die zweite Auflage des Sbäm Fests war ein voller Erfolg und meiner Meinung nach das beste Punkfestival in Österreich seit Jahren. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit vielen der neugewonnenen Freunde im nächsten Jahr.